Die Kleidung der Mönche
Die Grundlagen zu Materialien, Farben und Begriffsdefinitionen finden sich hier
Bitte vorab lesen! Danke!
Die folgenden Ausführungen zielen vorrangig auf die Erarbeitung einer Ordensdarstellung im Mittelalter ab. Sie ersetzen aber nicht eine Einzelrecherche!
Kleiderfolge
Grundlegend lässt sich ordensübergreifend folgende Kleidungsfolge erfassen:
Über der Unterwäsche wird die Tunika (=Cotta; OHNE Kapuze) getragen.
Darüber folgen je nach Anlass die jeweils mit Kapuze versehene Kukulle.
Auf dieser Buchmalerei aus dem 13. Jh. sieht man links im Bild einen (zivilen) Pergamentmacher, der eine typische Cotta (=Tunika) trägt. Ein solches Kleidungsstück dürfte der rechts abgebildete Mönch unter seiner "Kutte", korrekt "Kukulle" (s. unten) getragen haben.
Unterkleidung
Über die Unterkleidung kann man streiten. In einigen Orden war sie verpönt, andere griffen gerne darauf zurück. Als Mittelalter-Darsteller in der heutigen Zeit hat sich Unterwäsche aus Leinen in der Praxis bewährt, es steigert das persönliche Wohnbefinden doch enorm.
Leibhemd = einfaches, knielanges Hemd aus Leinen (oder Wolle) mit langen, schmal geschnittenen Ärmeln
Bruche (=weite "Unterhose")
Strümpfe (bis zum Knie?), aus Wollstoff genäht oder nadelgebunden; alternativ Beinlinge, besonders auf Reisen
Die Unterkleidung wurde auch zum Schlafen getragen!
Oberbekleidung
Tunika = einfaches "Hemd", sog. "Cotta" im zivilen Sprachgebrauch; waden- bis knöchellang, lange, enge Ärmel; KEINE Kapuze!
Die Tunika dürfte das Alltagsgewand im Kloster gewesen sein, jeweils ergänzt durch entsprechende Varianten der Kukulle bzw. Chormantel o.ä.
Überbekleidung
Hier kommt die schon in den Grundlagen erwähnte Kukulle ins Spiel. Die Kukulle ist IMMER mit einer Kapuze versehen und wird im Regelfall über der Tunika getragen.
Hier noch einmal in der Übersicht:
"Normale" Kukulle
DAS Mönchsgewand schlechthin, getragen im Chorgebet bzw. auch im Alltag, aber nicht bei der Arbeit!
Schlichtes, weit geschnittenes Kleidungsschnitt, knöchellang, weite Ärmel, naturfarbene Wolle
Als Beispiel:
Tod des Benedict; Miniatur aus dem 11. Jhd., Handschrift von Montecassino, 65 Szenen aus dem Leben von Benedict.
Man sieht sehr schön die weite Form der Kukulle, an den Unterarmen lugt die darunter getragene Tunika hervor.
Die Farben sollte man eher nicht als Vorlage nutzen, es ist höchst unwahrscheinlich, dass Mönche derart bunte Gewänder getragen haben...
Skapulier-Kukulle
Als Arbeitsschürze über der Tunika getragen; von wenigen Ausnahmen abgesehen nie im Kontext mit der o. g. Kukulle.
gerade Stoffbahn, schulterbreit, über Rücken und Brust fallend
Talar-Kukulle
sehr weites Kleidungsstück mit großer Stoffmenge, getragen zum Chorgebet oder feierlichen Anlässen
Bei einigen Orden wird ergänzend ein Chor- oder Rauchmantel getragen, vorwiegend beim Chorgebet (aber sicher auch als Kälteschutz). Hierbei handelt es sich um einen einfachen Halbkreis- bis Kreismantel in entsprechenden Ordensfarben, im Regelfall ohne Kapuze!
Wetterschutz
Unabhängig von o. g. Ausführungen waren folgende Kleidungsstücke für Reisen o.ä. denkbar und sinnvoll:
Cappa
Radmantel mit oder ohne Kombination mit einer Gugel
Ggf. lange Beinlinge statt Strümpfe
Weitere Ausrüstungsgegenstände quer durch die Zeiten
Einfacher Ledergürtel
Einfache braune Lederschuhe
Evtl. Holzschuhe für die Arbeit
Pilgertasche/Brotbeutel für den persönlichen Kram (auch Autoschlüssel u.ä.)
Ess- und Trinkgeschirr, möglichst nach zeitgenössischen Funden
Holzlöffel und einfaches Messer
Handtuch/Serviette aus Leinen
Strohhut wäre ggf. möglich
Verwirrung perfekt? Eine Übersicht zur Vereinfachung
Die aufgeführten Kleidungs- und Ausrüstungsgegenstände können je nach Ordenszugehörigkeit variieren. Bitte jeweils im Ordenskontext abgleichen!
Frühe Jahre
Tunika (= Cotta); einfacher Schnitt, Wolle, waden- bis knöchellang (im Grunde fand vermutlich die Alltagskleidung Verwendung)
Kukulle; weiter geschnitten als die Tunika, MIT Kapuze
Alternativ könnte ersatzweise auch eine Cappa zum Einsatz gekommen sein, hier mangelt es an Belegen...
Zusätzlich ggf. Unterwäsche und ggf. Wetterschutz
Spätere Jahre
Tunika (=Cotta), s. o. OHNE Kapuze
Kukulle in der Form als "normales" Kleidungsstück MIT Kapuze
ODER Skapulier MIT Kapuze
ODER Talarkukulle für's Chorgebet und festliche Anlässe
Zusätzlich: Froccus (sehr weites Chorgewand = Talarkukulle) bei den Cluniazensern (wobei das schon sehr weit geht...)
Unterwäsche und Wetterschutz wie oben
Im Laufe der Jahre unterscheiden sich die einzelnen Orden sehr stark voneinander und varrieren verschiedene Kleidungsstücke. Auch die Farbgebung wird an den jeweiligen Orden angepasst. Das grundlegende System beibt jedoch immer gleich.
Als Beispiel diese 3 Dominikaner (Quelle unbekannt)
Gut erkennbar die Tunika mit recht eng anliegenden Ärmeln, darüber eine Skapulier-Kukulle.
Als Kukulle dient in diesem Fall eine schwarze Gugel mit darunter getragenem Chormantel (bzw. ein Mantel mit angenähter Kapuze, in diesem Fall üblich).
Und die Laienbrüder und Novizen?
Man kann davon ausgehen, dass für die Laienbrüder und Novizen ähnliche Kleidungsvorschriften galten wie für die "vollwertigen" Mönche.
Allerdings war es ihnen nicht erlaubt, eine Talarkukulle (= Chorgewand) zu tragen. Novizen bekamen diese, wenn sie fest in den Orden aufgenommen wurden, Laienbrüder nicht.
Zum Abschluß noch einige zeitgenössische Beispiele im Bild für Mönche in der typischen Kukulle.