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Über die Kleidung

 

Die folgenden Ausführungen zielen darauf ab, einen grundlegenden Überblick über die Kleidungsvorschriften der Benediktiner zu verschaffen, auch unter dem Aspekt Mittelalter-Hobby. Man sollte dabei bedenken, dass alle Ordensgemeinschaften Entwicklungen durchgemacht haben und sich die Kleidung ggf. entsprechend geändert hat. Was im Spätmittelalter üblich war, galt vielleicht nicht für die Anfangszeit des Ordens. Hinzu kommt, dass es besonders in der Frühzeit des Mönchstums noch keine so komplexen Regeln zu den einzelnen Kleidungsstücken gab wie heutzutage. Teilweise trug man auch einfach das, was man besaß. Außerdem gibt es Unstimmigkeiten bzgl. der einzelnen Kleidungsstücke, teilweise durch widersprüchliche Übersetzungen. Einige Dinge lassen sich nur aus dem Kontext interpretieren und bleiben ohne faktische Belege.

Und wer Fragen oder Korrekturen dazu hat, darf sich gerne jederzeit bei uns melden!

 

(Freso 14. Jd., Kloster Sacro Speco bei Subiaco; Benedikt und Scholastika)

 

  Was sagt die Benediktiner-Regel über die Kleidungsvorschriften?

Kapitel 55: Kleidung und Schuhe der Brüder

1. Die Kleidung, welche die Brüder erhalten, soll der Lage und dem Klima ihres Wohnortes entsprechen;
2. denn in kalten Gegenden braucht man mehr, in warmen weniger.
3. Darauf zu achten ist Aufgabe des Abtes.
4. Unserer Meinung nach genügen in Gegenden mit gemäßigtem Klima für jeden Mönch Kukulle und Tunika,
5. die Kukulle im Winter wollig, im Sommer leicht oder abgetragen,
6. für die Arbeit ein Überwurf und als Fußbekleidung Socken und Schuhe.
7. Über Farbe oder groben Stoff dieser Kleidungsstücke sollen sich die Mönche nicht beschweren; man nehme alles so, wie es sich in der Gegend, wo sie wohnen, findet, oder was man billiger kaufen kann.
8. Der Abt sorge aber für das rechte Maß, dass die Kleider nicht zu kurz sind, sondern denen, die sie tragen, passen.
9. Bekommen sie etwas Neues, geben sie das Alte immer gleich ab; es wird in der Kleiderkammer für die Armen aufbewahrt.
10. Für einen Mönch genügen zwei Tuniken und zwei Kukullen; so kann er zur Nacht und zum Waschen die Kleider wechseln.
11. Was darüber hinausgeht, ist überflüssig und muss entfernt werden.
12. Ebenso gibt man die Socken und alles Abgetragene ab, wenn man Neues bekommt.
13. Wer auf Reisen geschickt wird, erhält Hosen aus der Kleiderkammer; nach der Rückkehr gibt er sie gewaschen wieder ab.
14. Kukulle und Tunika, die er für die Reise aus der Kleiderkammer erhält und nach der Rückkehr zurückzugeben hat, seien ein wenig besser, als man sie für gewöhnlich trägt.
15. Als Bettzeug genügen Matte, Tuch, Decke und Kopfkissen.
16. Der Abt durchsuche häufig die Betten, ob sich dort nicht Eigenbesitz finde.
17. Wenn sich bei einem etwas findet, das er nicht vom Abt bekommen hat, treffe ihn strengste Strafe.
18. Um dieses Laster des Eigenbesitzes mit der Wurzel auszurotten, muss der Abt alles Notwendige geben:
19. Kukulle, Tunika, Socken, Schuhe, Gürtel, Messer, Griffel, Nadel, Tuch, Schreibtafel; so kann sich keiner damit entschuldigen, es habe ihm etwas Notwendiges gefehlt.
20. Der Abt erwäge aber immer jenen Satz der Apostelgeschichte: "Jedem wurde so viel zugeteilt, wie er nötig hatte."
21. So berücksichtige der Abt die Schwäche der Bedürftigen, nicht die Missgunst der Neider.
22. Doch bei allen Entscheidungen denke er an die Vergeltung Gottes.

 

 

Die Grundlagen zur Gewandung wurden bereits an anderer Stelle behandelt und sind hier nachzulesen!

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Kleidung der Mönche

Die Gewandung der Mönche hat bei allen Orden eine Entwicklung durchgemacht. Hier folgt ein grober Überblick:

 

Frühe Jahre

Benedikt beschreibt in seiner Regula im Grunde zwei wichtige Kleidungsstücke: die Tunika und die Kukulle. Die Tunika dürfte in diesem Zusammenhang gleichzusetzen sein mit der "Cotta", dem gewöhnlichen Obergewand, welches in allen Schichten der Bevölkerung getragen wurde.

Anscheinend hat man darüber, als Zeichen der Ordenszugehörigkeit, die Kukulle getragen.

Denkbar wäre, dass diese Kukulle zu Beginn des Ordens tatsächlich aus einem Überwurf, einer Art Cappa (mit Kapuze), bestand. Die frühen Mönche waren häufig auf Reisen unterwegs und lebten selten in festen Ordensniederlassungen. Somit läge die Vermutung nahe, die Kukulle könnte sich aus der Cappa, einem Reisegewand und Wetterschutz, entwickelt haben. Allerdings ist diese Annahme rein spekulativ, direkte Belege dazu gibt es keine.

Weiterhin denkbar wäre, dass dieser Überwurf aus praktischen Gründen zu einer Oberbekleidung mit Ärmeln umgewandelt wurde, als die Mönche vermehrt "sesshaft" wurden. Die unten gezeigte Abbildung des Hl. Benedikt dürfte diese Form der Ordensgewandung sehr realistisch wiedergeben (wobei man die Farbgebung wohl eher außen vor lassen sollte, es ist eher unwahrscheinlich, dass sich Mönche derart farbenfroh gekleidet haben).

Man erkennt ein einfaches, aber relativ weites Gewand mit angeschnittener Kapuze, die "Kukulle". Darunter lugt an den Ärmeln stets die Tunika mit schmal geschnittenen Ärmeln hervor.

  

Links: Tod des Benedict; Miniatur aus dem 11. Jhd., Handschrift von Montecassino, 65 Szenen aus dem Leben von Benedict.

 

Das Skapulier (auch Skapulierkukulle gen.)

Beim Skapulier handelt es sich um einen Überwurf mit Kapuze, bei dem eine jeweils gleich lange, schulterbreite Stoffbahn über Rücken und Brust fällt. Es sollte mindestens bis über die Knie fallen, häufig reichte es bis zur Wade.

Im Mittelalter war das Skapulier eine Arbeitsschürze und wurde zum Schutz der Kleidung über der Tunika getragen. Da eine solche Schürze bereits in der Regula Benedicti Erwähnung finden, kann man davon ausgehen, dass sie bereits zu Beginn des Ordens zum Einsatz kam. Im Laufe der Jahre wandelte sich die Bedeutung des Skapuliers, es wurde fester Bestandteil der Ordentracht. Moderne Benediktiner (und viele andere Orden) tragen es heute noch. Die Skapulierkukulle wird nie zusammen mit der Talarkukulle getragen!

 

Die Cluniazensische Reform

Ausgehend vom Kloster Cluny entwickelte sich im 10. bis 11. Jd. eine ausgedehnte Reformbewegung. Näheres dazu an anderer Stelle.

Diese Reform machte auch auch vor der Kleidung nicht halt und brachte bedeutende Entwicklungen mit sich.

War die Kleidung der Benediktiner bis dato noch relativ schlicht, wandelte sie sich mit der Entstehung der Cluniazenser (sozusagen eine "Splittergruppe" innerhalb des Benediktiner-Ordens) drastisch. Die Cluniazenser legten Wert auf ungeheure Stoffmengen, die Übergewänder wurden extrem weit und voluminös.

Zudem setzte sich im Zuge dieser Reformbewegung die Farbe Schwarz für die Gewandung endgültig durch. Und während bislang nur naturfarbene Stoffe zum Einsatz kamen, wurde nun das tiefe Schwarz auch durch Färbungen erzielt.

 

Die Talarkukulle

Es steht zu vermuten, dass im Rahmen dieser Reform auch die Talarkukulle entwickelt wurde. Es handelt sich hierbei um ein Gewand mit übermäßiger Stoff-Fülle und sehr weiten Ärmeln sowie angenähter Kapuze (im Hobby findet man eher wenig Gelegenheit für ein derartiges Kleidungsstück, daher nur der Vollständigkeit halber).

Als Beispiel: Abbildung aus dem 17. Jd.; Übergabe der Regula benedicti an zwei Brüder.

Der in anderen Orden häufig übliche Chor- oder Rauchmantel wurde bei den Benediktinern anscheinend im Zusammenhang mit der Messe nicht getragen, jedenfalls ließen sich keine Erkenntnisse dahingehend finden...

Die Zelebranten der Messe trugen natürlich entsprechende Messgewänder. Aber das führt hier zu weit.

 

Definitiv ein Kind der Cluniazensichen Reform ist der sog "Froccus" (auch Flocke oder Frocke genannt), ein sehr weiter Überwurf mit Kapuze, auf der Zeichnung unten sehr schön zu sehen. Es gibt auch Varianten mit "normal" angesetzten Ärmeln, die allerdings so lang geschnitten sind, dass sie bis zum Boden reichen (Ob der Froccus zusätzlich zur Kukulle getragen wurde muss an dieser Stelle offen bleiben, dieser Punkt lässt sich nicht schlüssig klären.).

Benedikt beim schreiben seiner Regel; Zwiefaltener Handschrift, 12. Jd., Cod. hist. fol. 415, 87 r

 

Verwirrung perfekt? Eine Übersicht zur Vereinfachung

 

Frühe Jahre des Ordens

Tunika (= Cotta); einfacher Schnitt, enge Ärmel, waden- bis knöchellang; ungefärbte Wolle

Kukulle; weiter geschnitten als die Tunika, MIT Kapuze; evtl. auch in Form einer Cappa, ebenfalls mit Kapuze

 

Spätere Jahre

Tunika (=Cotta), s. o.

Kukulle MIT Kapuze, weit geschnitten, weite Ärmel

ODER Skapulier MIT Kapuze

ODER Talarkukulle für's Chorgebet und festliche Anlässe

Und/oder Froccus bei den Cluniazensern (wobei das schon sehr weit geht...)

 

Weitere Ausrüstungsgegenstände

Unterwäsche, Strümpfe wie vorbeschrieben

Einfacher, brauner Ledergürtel

Einfache braune Lederschuhe, keine Sandalen

Pilgertasche/Brotbeutel für den persönlichen Kram (auch Autoschlüssel u.ä.); bitte keine Gürteltaschen!

Ess- und Trinkgeschirr,Ton; möglichst nach zeitgenössischen Funden

Holz- oder Hornlöffel und einfaches Messer

Handtuch/Serviette aus Leinen

Strohhut wäre ggf. möglich

 

Kleidung der Schwestern

Ordenspezifisch gibt es hierzu wenig zu sagen, Grundlagen zur Schwesterntracht finden sich hier

 

Laienbrüder und Novizen

Hier muss man sich auf Vermutungen zurückziehen, da die Regula benedicti dazu sehr vage bleibt.

Laienbrüder trugen grundsätzlich einfache Kleidung.  Denkbar wäre eine einfache (naturfarbene) Tunika sowie Arbeitskleidung entsprechend ihrer Tätigkeiten (Schürze, Holzschuhe, Wetterschutz nach zeitgenössischer  Art). Möglich wäre auch, dass "normale" zivile Kleidung getragen wurde.

Novizen trugen möglicherweise ebenfalls eine einfache Tunika, angepasst an die Tunika der Mönche, ggf. mit Skapulierkukulle.

In jedem Fall durften sowohl Novizen als auch Laienbrüder keine Kukulle im Sinne eines Chorgewandes tragen!


 

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